DMF 62 – Hilfe! Corona zwingt mich ins Homeoffice

Empfehlungen wie Du gut durch die Krise kommst

Interview mit Claudia Kauscheder

Das hätte sich wohl keiner gedacht.
Eine Arbeitsform die Unternehmen bis vor kurzem oft erst mühsam abgerungen werden musste wird nun per Dekret verordnet. 1000e sollen von nun an im Homeoffice produktiv sein.
Corona macht es möglich!
Was für die einen ein Segen ist, ist für andere ein Fluch. Viele Fragen wirft das flächendeckende Experiment auf:
  • habe ich überhaupt einen Arbeitsplatz?
  • wieviel Stunden muss ich jetzt arbeiten?
  • werde ich die Selbstorganisation schaffen?
  • wie manage ich “nebenbei” noch Haushalt und Kinder?
  • ….
Die gute Nachricht: mit ein paar grundlegenden Weichenstellungen gelingt es Dir, diese Herausforderung zu meisten. Was Du konkrete tun kannst, darüber spreche ich mit Claudia Kauscheder. Sie ist eine der führenden Expertinnen für alle Fragen rund um das Arbeiten im Homeoffice. Claudia Kauscheder ist selbst seit mehr als 20 Jahren im Homeoffice tätig. Sie unterstützt heute Kundinnen und Kunden dabei, sie zu zufriedenen Homeworkern zu machen.
 
Claudia Kauscheder ist erreichbar unter: https://abenteuerhomeoffice.at/
 
 

DMF 59 – Das JoHari-Fenster

Ein Modell zur Selbsterkenntnis

Das Modell der Sozialpsychologen Joseph Luft und Harry Ingham – das sogenannte

Johari-Fenster (die Vornamen Joseph und Harry wurden für die Namensgebung herangezogen) ist geeignet, seine Persönlichkeit auf 4 Ebenen zu untersuchen.

Öffentliche Person – Das, was ich mit anderen ohne weiteres teile

Intimität – Einstellungen, Gedanken und Verhaltensweisen, die ich nicht ohne weiteres mit anderen teilen möchte.

Blinde Fleck  – Aspekte, die ich nicht gerne wahrnehmen möchte bzw. die ich nicht wahrnehmen kann

Unbewusste Persönlichkeitsanteil  – Das Unbewusste ist schwer zugänglich und wird oftmals in Extremsituationen verhaltenswirksam.

DMF 58 – Mit Feedback gegen den blinden Fleck

Nutze Feedback um Dein Persönlichkeitspotenzial zu entfalten

Die Selbsterkenntnis

to gno auton– »Erkenne dich selbst!« stand im alten Griechenland über dem Orakel zu Delphi. Tatsächlich geht der Weg zur Entwicklung einer Persönlichkeit immer über die Selbsterkenntnis.

Eine der wesentlichsten Fähigkeiten, die wir besitzen, ist unsere Möglichkeit zur Selbstbetrachtung (Selbstreflexion). So können wir unsere Person einer kritischen Prüfung unterziehen und werden feststellen, dass es Fähigkeiten und Fertigkeiten gibt, mit denen wir zufrieden sind oder auf die wir sogar stolz sind (Stärken) und dass unsere Person auch Anteile besitzt, über die wir nicht so glücklich sind (Schwächen). Jede Persönlichkeit lässt sich durch Eigenschaften beschreiben. Je nachdem, wie stark bestimmte Eigenschaften im Verhalten gezeigt werden, ergibt sich ein unverwechselbares Verhaltensmuster einer Persönlichkei t- ein Persönlichkeitsprofil.

Die Selbstbetrachtung (Selbstreflexion) unserer Person nennen wir die Eigenwahrnehmung. Dieses Bild, das wir von uns selbst haben, entsteht im Laufe des Lebens.

Naturgemäß werde ich nicht mit allen Verhaltensweisen, Einstellungen und Werthaltungen meiner Person immer hundertprozentig einverstanden sein. Wir haben also auch ein Wunschbild oder eine Idealvorstellung von uns, nach der wir streben. Sicher ist es wichtig, sich auch selbst kritisch zu prüfen und aus den aufgefundenen Abweichungen von unserer Idealvorstellung Entwicklungsschritte einzuleiten. Das Wunschbild sollte jedoch nicht unrealistisch und zu einem Leben in permanenter Unzufriedenheit führen.

Die Personen, mit denen wir Kontakt haben, besitzen auch ein bestimmtes Bild von uns. Sie nehmen unsere Handlungen und Aussagen wahr und gewinnen so eine Vorstellung von uns. Wir nennen dies die Fremdwahrnehmung.
Wenn man mit anderen Menschen über seine Stärken und Schwächen spricht, kann man die Erfahrung machen, dass vieles von dem, was man an sich selbst wahrnimmt, mit dem übereinstimmt, was auch die anderen sehen. Wenn sich meine Eigenwahrnehmung mit der anderer deckt, dann kann ich mich offenbar gut selbst einschätzen. Das fördert mein Selbstbewusstsein, weil ich meine Stärken und Schwächen kenne. Meine Stärken werde ich gezielt einsetzen – an meinen Schwächen kann ich arbeiten.

Wenn es Unterschiede zwischen der Eigen- und der Fremdwahrnehmung gibt, dann zeige ich nach außen ein anderes Bild von mir, als ich selbst annehme. Da kann es dann leicht passieren, dass man eine falsche Vorstellung von seinen eigenen Möglichkeiten hat und seine Stärken nicht gezielt einsetzt oder seine Schwächen nicht nachhaltig genug bekämpft!

Um Selbst- und Fremdbild besser zur Deckung zu bringen, ist Feedback ein notwendiger Prozess. Feedback erhalten wir eigentlich unser ganzes Leben. Was in der Kindheit noch selbstverständlich scheint, vergessen wir als Erwachsene und im Beruf sehr häufig. Besonders Führungskräfte leben nach dem Motto: “Ich habe kein Feedback nötig!” Damit vergibt man sich aber eine große Entwicklungschance. Nutze daher Feedback zu Deiner Selbstentwicklung!

Das beste Selbstmanagementsystem – und wie Du es nutzt

Das beste Selbstmanagementsystem – und wie Du es nutzt

Als Peter beschloss, sein Selbstmanagement zu ändern

Als ich an einem schönen Vormittag das Café betrat, wartete mein Freund Peter schon bei seinem großen Espresso. In einem kurzen Telefonat hatte ich erfahren, dass Peter Problemen mit seinem Selbstmanagement hatte und von mir ein paar Ratschläge hören wollte.

Ich hatte ihn schon längere Zeit nicht gesehen und freute mich auf das Gespräch. Ich begrüßte ihn, nahm Platz und bestellte mir ebenfalls einen Espresso.

“Wie geht es Dir?” fragte ich Peter.

“Es ging schon einmal besser. Weißt Du, langsam wächst mir meine Arbeit über den Kopf. Ich glaube, ich bin kurz vor einem Burn-Out!” sagte Peter mit einem sehr angestrengten Gesichtsausdruck. “Du bist doch Coach. Kannst Du mir nicht sagen, wie ich mein Leben wieder besser in den Griff bekomme, weniger Stress habe und einfach glücklicher werde?”

Ich antwortete: “Na ja, eine Coachingsitzung soll das jetzt nicht werden. Aber erzähl doch mal, was los ist. Vielleicht finden wir einen Weg, Dein Selbstmanagement zu verbessern…”

“Also schön” erwiderte er. “Die Sache ist die: als ich den Verkaufsleiterjob angenommen habe, habe ich mich über die neue Führungsaufgabe sehr gefreut. Mehr Verantwortung, etwas gestalten können, Menschen führen – das war eigentlich immer mein Traum. Und in der ersten Zeit ist auch alles gut gelaufen. Zwar habe ich schon damals viel gearbeitet – sicher mehr als 40 Stunden. Aber die Wochenenden waren für die Familie da und am Sonntagabend habe ich mich schon auf die neue Woche gefreut. Ich hatte auch das Gefühl, alles gut schaffen zu können. Mein Selbstmanagement war perfekt!”

Peter nippte nachdenklich an seinem Espresso…

“Was ist dann passiert?” fragte ich ihn.

Peter’s Problem

“Seit 2 Jahren kommt es mir so vor, als rotiere ich am Stand! Die Arbeitswochen verlaufen chaotisch. Mit dem Team gibt es zunehmend Konflikte, weil wir die Ziele nicht erreichen.
Auch sind wir chronisch unterbesetzt. Aber von der Zentrale gibt es keinerlei Unterstützung. In meinem Email-Postfach stapeln sich die Mails,
ich hetze von Meeting zu Meeting, versuche zwischendurch meine wichtigsten Aufgaben zu erledigen – komme aber dann doch nicht dazu. Außer am Wochenende – da habe ich meine Ruhe und kann endlich mal halbwegs das abarbeiten, was die Woche über liegengeblieben ist. Meine Familie sehe ich kaum noch. In der Nacht wache ich häufig auf, weil ich Angst habe, etwas zu vergessen oder zu übersehen…” schilderte er seine ziemlich trostlose Lage.

“Peter, Du warst doch immer ein Meister der Planung und der geordneten Vorgangsweise.” warf ich ein. “Was hat sich denn da geändert, dass Du Dein Selbstmanagement komplett über Bord geworfen hast?”

Peter lachte gequält: “Planen? Ordnen? Listen schreiben? Vergiss doch diese Selbstmanagement- und Zeitmanagementmärchen! Das funktioniert einfach nicht. Dauernd ändert sich etwas, schon morgens kommen Mitarbeiter und Führungskräfte auf mich zu und nehmen mich in Beschlag. Dann noch die Kunden – dauernd wollen sie Änderungen. Ich bin schon froh, wenn ich auf diese ständigen Anforderungen halbwegs reagieren kann und das Nötigste unterbringe.”

“Du sagst also, dass Du mehr oder weniger ohne konkrete Ziele oder einen Plan zu haben in den Tag startest?” fragte ich ihn.

“Mehr oder weniger ja. Wenn ich im Auto zur Arbeit fahre, dann mache ich mir im Kopf eine Checkliste mit den wichtigsten Aufgaben. Und meine Termine habe ich im Outlook. Aber mehr finde ich nicht sinnvoll. Du weißt ja – das agile Umfeld!” Peter lächelte süffisant.

“Und was erwartest Du jetzt von mir?” erwiderte ich.

Peter möchte eine Selbstmanagement – Methode

“Gibt es nicht eine Selbstmanagement-Methode, mit der ich besser mit dieser Situation zurechtkommen kann? Wie ich wieder mehr die Dinge in den Griff bekommen kann? Wie kann ich das Gefühl bekommen, dass ICH bestimme wo es langgeht?” Peter sah mich hilfesuchend an.

“Nun” sagte ich vorsichtig “eine Garantie gibt es nicht. Aber einen sinnvollen Weg kann ich Dir schon aufzeigen. Allerdings wird er Dir nicht gefallen!”

“Wieso?”

“Du müsstest wirklich radikal Deine Gewohnheiten umstellen und ein festes System implementieren mit dem Du arbeitest. Ich kann Dir das System einmal vorstellen – aber die Umsetzung wird nicht einfach werden.”

“Warum denn das?”

“Weil sich der Erfolg nicht sofort einstellen wird und Du auch Deine eigene Haltung reflektieren musst. Aber vielleicht beginnen wir einfach mal mit dem System. Du bekommst einen großen Überblick. Die Details können wir ein anderes Mal besprechen.” erklärte ich.

Peter nickte.

Ich legte los…

Selbstmanagement mit System

“Aus meiner Sicht geht es gar nicht um Zeitmanagement. Die Zeit kannst Du nicht managen. Was unter Deiner Kontrolle ist, das bist Du selbst.
Auch wenn Du momentan viel Druck und äußere und innere Zwänge verspürst, bist Du doch im Grunde ein freier Mensch. Jeden Morgen beginnt ein neuer Tag und Du könntest etwas ganz anderes unternehmen oder ausprobieren.
Kennst Du das Buch “Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg”? Das ist die Geschichte eines hochbetagten Mannes, der vor seiner Geburtstagsfeier davonläuft und ganz neue Erfahrungen macht, Möglichkeiten ausprobiert usw. Also merke Dir: Du bist kein armes Opfer, sondern hast die Fähigkeit zu gestalten!” meinte ich.

“Das was Du beschreibt” erwiderte Peter “kenne ich von früher – aber heute habe ich den Kontakt zu mir selbst verloren.”

Ziele finden

“Genau! Es geht im Grunde gar nicht darum, dass Du das noch bessere Aufgabenbewältigungssystem etablierst. Es geht darum, dass Du wieder in Kontakt mit Dir, Deinen Wünschen und Bedürfnissen kommst. Daher steht am Anfang für besseres Selbstmanagement die Aufgabe, Ziele zu finden.” sagte ich.

“Bitte verschone mich mit Zielen! Wenn ich das schon höre! Wir erhalten monatlich unsere Zielvorgaben, machen Teamsitzungen in denen wir Ziele besprechen, definieren in Klausuren strategische Ziele… Glaubst Du, das hätte mich nur einen Schritt zu mir selbst gebracht?” entfuhr es Peter.

“Natürlich nicht!” entgegnete ich ruhig. “Was ist denn mit Deinen eigenen Zielen? Weißt Du, wofür sich die ganze Mühe lohnt? Kennst Du Deine Bedürfnisse? Was strebst Du aus Dir selbst heraus an? Weißt Du, letztlich geht es doch gar nicht darum, dass Du irgendwelche Aufgaben abarbeitest. Sondern es geht immer darum, dass Du ein Gefühl von Sinn entwickelst. Victor Frankl – der große Psychologe – hat einmal formuliert: ‘Wer ein Warum zum Leben hat, erträgt fast jedes Wie.’
ich will Dich ausdrücklich ermuntern, Dein eigenes Warum neu zu entdecken! [1]lese hier nach zum Thema “Vision

“Und wie geht das?” fragte Peter jetzt mit gesteigertem Interesse.

“Da gibt es viele Methoden. Im Prinzip geht es darum, zu sich zu kommen, still zu werden, auf sich zu achten und in sich hineinzuhören. Wichtig ist auch, dass Du Dich anregen lässt. Gespräche, Kunst, Erinnerungen etc. sind alles Möglichkeiten, mehr zum ICH zu kommen. Es ist aber ein Prozess. Das heißt, dass Du das nicht erzwingen kannst, sondern Dir einfach tagsüber Momente der Ruhe und Stille gönnst [2]höre auch diesen Podcast zum Thema “Mission.
Wenn Dir das immer besser gelingt, hast Du einen Kompass, der Dir hilft, Ziele die von außen kommen besser zu bewerten und mit Deinem Selbst abzugleichen.”

Meine konkreten Tipps

  • Komme zur Ruhe und lasse Stille zu
  • Frage Dich, was Deine berufliche Mission ist. Wofür wurdest Du dort engagiert? Was ist Dein Beitrag zur Gesamtorganisation? etc.
  • Sprich mit einem vertrauten Menschen, der Dir zuhört
  • Gehe in Gedanken bis zu Deinem Lebensende. Was möchtest Du bis dahin erreicht haben?
  • Beschäftige Dich mit Kunst: Malerei, Musik, Theater, Literatur
  • Halte mehrmals am Tag inne und sei im “Hier-und-Jetzt
  • Formuliere Deine Bedürfnisse
  • Schreibe Tagebuch

“Ok.” sagte Peter. “Wie geht es dann weiter?”

“Die nächsten Schritte kennst Du bestimmt… Im Grunde musst Du:

  • Das, was Dich beschäftigt erfassen
  • Prioritäten setzen
  • Planen und umsetzen
  • Kontrollieren

Dieses System ist sinnvoll – muss aber an die heutigen Bedingungen angepasst werden. Ich finde, für heute war es einmal genug. Treffen wir uns doch in einer Woche wieder und gehen wir einen Schritt weiter. Aber beginne doch inzwischen einmal damit, Deinen persönlichen Zielen näher zu kommen.”

Eine Woche später

Als ich nach einer Woche das Café betrat, war Peter schon da. Er machte auf mich einen entspannten Eindruck.

Ich hatte mich kaum hingesetzt, als er auch schon voller Stolz ein kleines Büchlein hervorkramte. Er schlug es auf und sagte: “Schau einmal her! Ich habe deinen Rat befolgt und bin in mich gegangen. Ich habe mich gefragt, was ich für ein Leben führen möchte. Was mir wirklich wichtig ist und worauf ich mich fokussieren möchte. Diese Gedanken habe ich mit einem guten Freund besprochen. Das war schon sehr aufschlussreich. Meine Mission habe ich schon versucht in Worte zu fassen – es ist noch nicht perfekt – aber ein Anfang. Ich merke schon jetzt, wie ich ruhiger und gelassener werde.
Allerdings… ” und hier begann er etwas zu zögern “…mein Zeitproblem ist dadurch nicht gelöst. Ich gehe noch immer in Arbeit unter – allerdings macht es mich nicht mehr so fertig. Aber sag mal, hast Du einen Tipp, wie ich auch das ein bisschen besser in den Griff bekommen kann?”

“Zunächst einmal möchte ich Dir ein großes Kompliment machen! Du hast wirklich einen großen Schritt getan und hast Dich mit Deinen Wünschen und Bedürfnissen beschäftigt. Je klarer Du vor Augen hast worum es Dir geht, was für Dich der Sinn ist, desto besser wird es Dir gelingen, in unserer bewegten Zeit (der VUCA-Welt) mehr von dem umzusetzen, was DU wirklich möchtest. Und um das tun zu können, musst Du eben unterscheiden lernen zwischen dem, was Dich wirklich voranbringt und dem, was Dich nur aufhält. Also mein Tipp: bleibe dabei und reflektiere über Dich!”

“Das möchte ich unbedingt” sagte Peter “Aber wie komme ich nun mit meinen täglichen Aufgaben zurecht? Und wie schaffe ich es, dass ich am Ende des Tages auch die meisten Vorhaben umgesetzt habe?”

Aufgaben sammeln

“Im Grunde ist es ganz einfach!” erklärte ich. “Du musst alles erfassen, was Dich beschäftigt,. Also mache es Dir zur Gewohnheit, alle Vorhaben, Aufgaben, Ideen usw. gleich zu notieren.

“Oh je – Du meinst eine To-Do-Liste? Und das soll mein Selbstmanagement verbessern?” fragte Peter etwas gequält…

“Nein! Keine klassische To-Do-Liste. Ich meine eine Sammelliste für alles das, was Dir im Kopf herumgeistert. Die To-Do-Liste kommt erst später ins Spiel – nämlich dann, wenn es darum geht, was tatsächlich umgesetzt werden soll. Einiges von dem was auf der Sammelliste steht wirst Du vielleicht niemals umsetzen. Aber das Aufschreiben ist fundamental wichtig.” sagte ich.

“Ok. Den Unterschied habe ich verstanden. Aber was ich noch immer nicht verstehe: warum besteht ihr Coaches immer darauf, dass alles aufgeschrieben gehört? Ich meine: das was wichtig ist merke ich mir ohnedies.”

“Na ja. Erstens ist das mit dem Merken so eine Sache. Meine Erfahrungen aus vielen Seminaren und Coachings ist, dass eben doch vieles vergessen wird. Also hilft Dir eine solche Liste eben dabei, nichts Wichtiges unter den Tisch fallen zu lassen. Und gerade wenn Du im Stress bist kann sich Dein Gehirn nicht auch noch damit beschäftigen, Wichtiges zu behalten.
Und dann gibt es noch das Problem, dass gerade in den Momenten, in denen Entspannung angesagt ist – also etwa beim Einschlafen – plötzlich Unerledigtes auf den Schirm kommt. Gerade weil man sich entspannt kommen die Gedanken zurück. Und schon ist es wieder vorbei mit der Entspannung…”

“Ja das kenne ich gut! Gerade wenn ich einschlafen will fallen mir tausende wichtige Sachen ein und ich werde unruhig!”

“Siehst Du – also lege Dir von nun an einen Zettel neben Dein Bett und notiere Dir diese Dinge sofort!
Ein weiterer Grund für das Aufschreiben ist der, dass das Gehirnsystem das für das Behalten von Absichten zuständig ist, die Systeme im Gehirn hemmt, die für Ausführung zuständig sind. Einfach gesagt: wer sich Vorhaben in übertriebener Weise merken will, der riskiert, dass er sich seiner Handlungsinitiative beraubt!” erklärte ich Peter.

“Ah ja” pflichtete Peter bei “das kenne ich gut! Das sind dann so Tage, wo man einen ganzen Berg von Aufgaben vor sich hat. Und statt dass ich dann gleich loslege, fühle ich mich wie gelähmt und brauche X Anläufe um erst mal den Anfang zu finden.”

“Exakt! Das ist auch wissenschaftlich erforscht. Besonders Julius Kuhl hat hier viele Untersuchungen vorgelegt und auch Testverfahren entwickelt um diesen Blockaden auf die Spur zu kommen.”

Meine konkreten Tipps

  • Notiere Dir Ideen, Vorhaben und Aufgaben sofort wenn sie auftauchen in einer Sammelliste.
  • Für Deine Notizen nutzt Du am Besten ein handschriftliches System.
  • Versuche, Deine Ideen, Vorhaben und Aufgaben so konkret wie möglich zu notieren.
  • Mache regelmäßig (1x im Monat) eine Überprüfung, welche Deiner Ideen noch relevant sind oder gestrichen werden können.
  • Mache es Dir zur Angewohnheit regelmäßig nach Aufgaben zu fahnden, die Du schon länger mit Dir herum trägst, die aber nur selten “aufpoppen”. Das sind meistens eher unangenehme Dinge, die Dich aber in Unruhe versetzen können.

Prioritäten setzen

“Wenn Du nun eine lange Liste von Aufgaben, Ideen und Projekten vor Dir hast, ist es an der Zeit, diese auch umzusetzen. Natürlich wirst Du nicht einfach von oben beginnen die Liste abzuarbeiten, sondern die Aufgaben bewerten. Das nennt man auch Prioritäten setzen. Eigentlich ist das der wichtigste Vorgang in unserem Selbstmanagement – System. Denn mit Prioritäten drückst Du aus, welchen Wert Du einer Aufgabe gibst. Um die Wertigkeit einer Aufgabe zu bestimmen gibt es zwei wesentliche Unterscheidungen:

  • Dringlichkeit und
  • Wichtigkeit

Dringlichkeit ist die zeitliche Komponente. Aufgaben unterscheiden sich darin, bis wann sie erledigt gehören.

Wichtigkeit ist die Wertigkeit einer Aufgabe. Aufgaben, mit denen Du mehr von Deiner Mission verwirklichen kannst oder die mehr von Deinen Werten widerspiegeln, sind einfach wichtiger als andere.”

Peter wurde nachdenklich: “Ist das das Eisenhower-Modell mit der Einteilung in A, B, C und D Aufgaben?”

“Ja” erwiderte ich.

“Mit dem habe ich mich immer schwer getan. Also nicht mit der Dringlichkeit. Aber die wichtigen Aufgaben zu erkennen und dann auch noch anzugehen, das erschien mir immer schwierig…”

“Da hast Du bestimmt recht. Dringliche Aufgaben zu erkennen ist sehr einfach. Wenn es einen fixen Termin für eine Aufgabe gibt oder wenn eine Krisensituation eintritt und sofort gehandelt werden muss, dann ist es gar keine Frage, dass gehandelt werden muss. Aber wenn Du nur dringliche Aufgaben erledigst, dann hast Du bald das Gefühl, ein Getriebener zu sein. Du verlierst dann das Gespür für Dich selbst.”

“Also sollte ich mich mehr auf die B-Aufgaben – also die mit einer hohen Wichtigkeit und einer geringen Dringlichkeit – konzentrieren?”

“Das würde ich Dir raten. Man sagt, dass man ca. 60% B-Aufgaben täglich realisieren sollte… Aber lass Dich nicht davon einschüchtern. schau einfach, dass Du Deine Aufgaben nach dem Eisenhower-Schema klassifizierst und dann täglich eine B-Aufgabe umsetzt. Du wirst merken, dass es Dir danach schon viel besser gelingt, Dich auf wirklich Wichtiges zu fokussieren und dass Deine Arbeitsfreude spürbar steigen wird.” sagte ich zu Peter.

Meine konkreten Tipps

  • Lerne zwischen Wichtigem und Dringlichem zu unterscheiden.
  • Führe täglich mindestens eine B-Aufgabe durch.
  • Steigere langsam die Anzahl Deiner B-Aufgaben auf 60%.
  • Verteidige Deine gewählten Aufgaben gegen andere, in dem Du mehr “Nein” sagst.

Planung

“Zum Abschluss wollte ich noch etwas zum Thema “Planung” sagen. Früher hatte man im Zeitmanagement den Führungskräften empfohlen, sich eine Art Stundenplan aufzustellen und danach die Aufgaben abzuarbeiten. In der heutigen Zeit ist das einfach nicht möglich. Aber ganz planlos solltest Du nicht in den Tag starten. Mache es Dir daher zur Gewohnheit, dass Du zu Wochenbeginn die Woche betrachtest. Welche wichtigen Arbeiten sind in dieser Woche zu erledigen? Ich empfehle Dir, dass Du Dir diese wichtigen zu erreichenden Resultate notierst und als Wochenziele oder auch Tagesziele buchstäblich vor Augen führst. Hilfreich ist eine Pinnwand. Dort kannst Du mit Kärtchen wichtige Tages- und Wochenresultate festhalten.”

“Das mit den zu erreichenden Resultaten finde ich super!” sagte Peter “Ich glaube das hilft mir, mich zu fokussieren”

“Weiters kann es hilfreich sein,” setzte ich fort “sich für bestimmte Arbeiten fixe Zeitblöcke zu reservieren. Trage das in den Kalender ein, sodass andere sehen können, dass Du nicht verfügbar bist. So ein Arbeitsblock könnte beispielsweise heißen: ‘Konzeptarbeit’, ‘Planung für Projekt Alpha’ etc. Hier gilt jedoch: weniger ist mehr.”

Ich legte eine kleine Pause ein und trank einen Schluck Café. Mit einem Lächeln meinte ich “..und dann würde ich mir eine To-Do-Liste erstellen…”

“Also doch!” lachte Peter.

“Ja genau. Aber eine Liste, in der Du nur ein paar Aufgaben festhältst, die heute erledigt gehören. Du kannst sie noch nach Dringlichkeit reihen, sodass Du auch mit der Aufgabe beginnst, die nicht auf den nächsten Tag verschoben werden darf.”

“Und mehr würdest Du nicht machen?” fragte Peter zweifelnd.

“Nein! – oder doch: Du kannst Dir zu Beginn des Tages ein Motto überlegen, das Dich in eine positive Stimmung versetzt. Denn mit guter Laune ist man gleich um ein Vielfaches produktiver. Wie das im einzelnen geht, das wäre dann ein etwas längerer Coachingprozess – aber ich glaube mit dieser Andeutung kannst Du vielleicht schon etwas anfangen.” meinte ich abschließend.

Meine konkreten Tipps

  • Lege die zu erreichenden Resultate fest.
  • Organisiere den Arbeitstag / die Arbeitswoche so, dass Du Dir unterbrechungsfreie Arbeitsblöcke reservierst.
  • Arbeite an den kniffligsten und wichtigsten Aufgaben bevorzugt in Phasen Deines Leistungshochs (meistens am Vormittag).
  • Bündle Routineaufgaben.
  • Wechsle bewusst die Planungsperspektiven: Tagesplan, Wochenplan, Monatsplan, Quartalsplan, Jahresplan etc. gewährleisten, dass Du Deine Arbeit aus unterschiedlichen Perspektiven wahrnimmst. So vermeidest Du es, im Klein-Klein des Tagesgeschäftes unterzugehen.
  • Starte mit guter Laune in den Tag!

 

Next Steps

“Vielen Dank für diesen Schnelldurchgang ‘Selbstmanagement’. Was könnte ich denn noch tun, um mein Selbstmanagement zu verbessern?”

“Im Grunde hast Du von mir eine Basisinfo zu diesem Thema bekommen. Natürlich kann ich Dich in Form eines individuellen Coachings begleiten. Besonders die Prioritätensetzung ist nicht immer ganz einfach. Vor allem, weil es da um die Abstimmung der täglichen Aufgaben mit den eigenen Zielen geht. Aus meiner Erfahrung wird es dann besonders interessant, wenn Du Deine Prioritäten bei Dir selbst und auch bei anderen durchsetzen musst. Konflikte bleiben da nicht aus. Hier kann ein Coaching hilfreich sein. Und das Eisenhower-System ist nur eine Methode – es gibt noch andere Prioritäten-Schemata. Das würde hier aber zu weit führen.
Selbstmanagement kann man auch psychologisch betrachten. Du hast jetzt ein praktikables System für Dein Selbstmanagement erhalten. Aber die eigene Persönlichkeit muss auch mitspielen. z.B. wie Du mit Stress umgehst, wie es mit Deiner Willenskraft aussieht, wie Du Dich motivierst, wie Du Misserfolge bewältigst etc Ich habe da einen wissenschaftlichen Online-Test, der Dir in 20 Bereichen aufzeigt, wie gut Dein Selbstmanagement ist. Du erhältst dann konkrete Tipps , wie Du Dich nachhaltig verbessern kannst.”

Peter meinte: “Vielen Dank! Ich weiß jetzt, wie ich das Selbstmanagement besser angehen kann. Und das mit dem Test finde ich eine gute Idee. Ich werde mir bei Dir einen Zugang bestellen und dann mal loslegen.”

“Das freut mich. Ich danke Dir für das nette Gespräch!” sagte ich zum Abschluss.

Weiterführung

Folgende Blogbeiträge empfehle ich Dir zur Nachlese:

Folgende Podcastepisoden bieten sich zum Nachhören an:

Ich freue mich über Deine Kommentare!

 

 

 

 

Anmerkungen und Nachweise

Anmerkungen und Nachweise
1lese hier nach zum Thema “Vision
2höre auch diesen Podcast zum Thema “Mission

DMF 41 – 3/4 Willensbahnung – So kommst Du ins Tun

So setzt Du ein Vorhaben in die Tat um

Ich bin überzeugt, Du kennst diese Situation: Du hast am Vorabend einen Plan für den nächsten Tag aufgestellt. Du machst Dich am nächsten Morgen auf und fährst motiviert ins Büro. Gedanklich gehst Du noch einmal Deinen Plan für heute durch und denkst: “Jetzt lege ich richtig los!”
 
Auf dem Weg zur Arbeit geschehen leider ein paar unerfreuliche Dinge: wieder einmal ist Stau und Du ärgerst Dich, dass Du nicht den Bus genommen hast.
 
Deine Frau hat angekündigt, dass am Abend Tante Grete zu Besuch kommt, die Du nicht besonders magst, weil sie stundenlang redet.
 
Zu allem Überfluss erhältst Du eine Whatsapp-Nachricht, dass es in einem Projekt Verzögerungen geben wird und daher sofort nach Deinem Eintreffen in der Firma eine Krisensitzung anberaumt werden muss.
 
Die gute Stimmung ist dahin – die Motivation verflogen… Im Büro angelangt bist Du gar nicht mehr voll von Tatendrang, sondern fühlst Dich irgendwie gelähmt.
 
Was ist da passiert?
 
Offenbar sind Stimmungen sehr wesentlich dafür, dass ein Ziel, ein Wille auch umgesetzt wird.

(mehr …)

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